Direktsaat

Die heute praktizierten Bodenbearbeitungsverfahren lassen sich in drei Gruppen unterteilen:

Konventionelle – wendende Bodenbearbeitung
Lockerung und Wendung des Bodens mit dem Pflug auf Krumentiefe (bis ca. 30 cm Bodentiefe), Herstellung einer unbedeckten Bodenoberfläche für die störungsfreie Drillsaat der Folgefrucht

Konservierende – nicht wendende Bodenbearbeitung
Lockerung des Bodens mit nichtwendenden Bearbeitungsgeräten (z.B. Grubber, Scheibenegge usw.), Belassen einer mit Pflanzenresten (Mulch) bedeckten Bodenoberfläche für die Mulchsaat der Folgefrucht

Direktsaat
Aussaat der Folgefrucht mit Direktsägeräten ohne Bearbeitung der Ackerfläche

Direktsaat

Weltweit ist Direktsaat das am häufigsten praktizierte Bestellverfahren, obwohl sie hierzulande bisher nur wenige Anhänger gefunde hat. Sie ist definiert als eine Bestellung ohne jegliche Bodenbearbeitung seit der vergangenen Ernte. Die positiven bodenschützenden Wirkungen, die mit einer für die Bodenstruktur strömungsarmen konservierenden Bodenbearbeitung verbunden sind (geringere Verschlämmungsneigung bei gleichzeitig hoher Tragfähigkeit des Oberbodens), können durch die Direktsaat noch maximiert werden. Da neben Arbeitserledigungs- und Maschinenkosten bei diesem Verfahren auch am sparsamsten mit Wasser umgegangen wird, wird es besonders häufig in Trockengebieten genutzt. In Trockengebieten, wie sie relativ häufig in Osteuropa, Nordamerika oder Australien zu finden sind, hat sich Direktsaat in großem Umfang bewährt. Praktiker berichten, dass auch bei Direktsaat fast immer der standortbedingte Höchstertrag erreicht wird und das bei geringstmöglichem Aufwand. 

Am anschaulichsten wird Interessierten die Direktsaat beim Betrachten des folgenden Videos.

Es wird auch in der Direktsaat deutlich, dass es nicht einfach nur zum Erfolg führt, die Bodenbearbeitung zu unterlassen und eine entsprechende Direktsaatmaschine für die Aussaat anzuwenden. Vielmehr muss das Augenmerk intensiver auf Details im Pflanzenbau gelegt werden. Kenntnisse in der Düngung, im Pflanzenschutz, Sortenwahl und der Technik müssen ständig aufgefrischt werden. Die Landwirte sollten bereit sein, stets Neues dazuzulernen und auch im Rahmen des Lernprozesses Systeme völlig neu zu verstehen. 

Um Fehlschläge zu vermeiden, wird den Landwirten empfohlen, die Umstellung auf die Direktsaat folgendermaßen vorzunehmen: 

  1. Informiere Dich über das komplette System, vor allem die Unkrautbekämpfung!
  2. Analysiere Deinen Boden und führe danach die Kalkung und Gründüngung durch!
  3. Vermeide undurchlässige Böden!
  4. Ebne die Bodenoberfläche sorgfältig ein!
  5. Beseitige Bodenverdichtungen mit Bodenmeißel, Tiefgrubber oder Tieflockerern!
  6. Schaffe eine möglichst starke Mulchauflage!
  7. Kaufe eine Direktsaatmaschine!
  8. Beginne auf 10 % Deiner Ackerfläche, um Erfahrungen zu sammeln!
  9. Nur bei Anwendung vielgliedriger Fruchtfolgen und der Einsaat von Zwischenfrüchten zur Gründüngung kannst Du die Vorzüge der Direktsaat voll nutzen.
  10. Sei bereit, ständig dazuzulernen und neue Entwicklungen zu verfolgen!

 

(Quelle: Rolf Derpsch, www.rolf-derpsch.com)

Technik

Hierfür sind spezielle Direktsaatmaschinen erforderlich, die das Saatgut trotz des Bewuchses bzw. der Mulchschicht an der Oberfläche ausreichend sicher (gleichmäßig gewünschte Tiefe, ggf. gleichmäßige Vereinzelung der Körner z.B. bei Mais) im Boden ablegen. Hierfür gibt es verschiedene technische Lösungen.

Grob unterteilen lassen sich dabei die Systeme anhand der verschiedenen Säaggregate in folgende Gruppen:

  • Zinken- oder Meißelschare

Bild 1: Duettschar Horsch Airseeder

(Quelle: Horsch Maschinen GmbH, www.horsch.com)

Bild 2: Meißelschar Amazone Primera DMC

Zinkenschare arbeiten mit einer Art Meißel, der in den Boden eingreift und den Säschlitz frei- bzw. ausräumt. Die auf dem Boden aufliegende Mulchschicht wird durch den Meißel unterfahren und somit kann das Saatkorn in einen reststofffreien Bodenhorizont plaziert werden. Die Eindringtiefe des Meißels wird verschieden geregelt, zum Beispiel über Nachläufer oder Stützräder des Fahrgestells. Über Andruckrollen, Walzen oder Striegel wird anschließend der Säschlitz wieder geschlossen. Voraussetzung für eine einwandfreie Saatgutablage ist ein krümeliger schüttfähiger Boden. Wirft der Boden große Schollen durch das Zinkenschar, kann eine einwandfreie Bedeckung des Saatgutes nicht gewährleistet werden.

Praktiker berichten, dass bei der Anwendung von Zinkenscharen noch zu viel Boden bewegt wird und damit dem Gedanken einer Direktsaat mit minimalstem Bodeneingriff bei der Aussaat nicht ganz entsprochen wird.

  • Scheibenschare

Bild 1: Duettschar Horsch Airseeder

(Quelle: Horsch Maschinen GmbH, www.horsch.com)

Bild 2: Meißelschar Amazone Primera DMC

Scheibenschardrillmaschinen öffnen den Säschlitz durch Schneiden der Mulchschicht. Dies geschieht durch ein oder zwei Scheiben, mittlerweile gibt es sograr Sämaschinen mit einer dritten vorgeschalteten Scheibe. Über eine oder mehrere Andruckrollen wird nach der Saatgutablage der Säschlitz wieder geschlossen.

Scheibenschardrillmaschinen bewegen sehr wenig Boden bei der Aussaat, was dem Gedanken der Direktsaat nach Ansicht der Praktiker mehr entspricht. Doch Probleme können durch zu feuchte Bedingungen zur Aussaat entstehen. Das oben aufliegende Stroh wird bei zu feuchten Aussaatbedingungen oft nicht geschnitten durch die Scheiben, sondern in den Säschlitz eingedrückt. Dadurch wird das Saatkorn in das Stroh abgelegt. Trocknet der Boden anschließend ab, bekommt das keimende Saatkorn keinen ausreichenden Bodenschluß und vertrocknet. Zusätzlich kann sich durch Schrumpfen des Bodens beim Abtrocknen der Säschlitz wieder öffnen. Dies führt zu unzureichenden Aufgängen der Saat.

  • Kreuzschlitzschar
 
 

Neben reinen Scheibenscharen gibt es noch technische Weiterentwicklungen, um das Saatgut sicher im Boden abzulegen. Das Kreuzschlitzschar ist ein Einscheibenschar mit zwei seitlichen Scharen zu jeder Seite der Schneidscheibe. Diese seitlich Schare schaffen eine kleine Öffnung im Boden, in die Saatgut oder Dünger eingelegt werden kann. Das Verschließen des Saatschlitzes erfolgt über Andruckrollen. Da sich selbst beim Abtrocknen des Bodens lediglich der vertikale Säschlitz öffnet, bleiben die beiden horizontalen Säschlitze verschlossen und der Keimling behält Bodenschluß.   

Vorteile der Direktsaat

Wenn man die Praktiker fragt, welche Vorteile die Direktsaat mit sich bringt, werden oft genannt:

  • Zeitersparnis , da keine Boden- bzw. Saatbettbereitung erforderlich ist
  • weniger Dieselkraftstoff-Verbrauch, da keine Boden- bzw. Saatbettbereitung durchgeführt wird
  • bessere Befahrbarkeit aufgrund der verbesserten Struktur des Bodens, zum einen durch die höhere Tragfähigkeit und zum anderen durch das frühere Abtrocknen der Bodenoberfläche
  • eine sehr hohe biologische Aktivität in den Böden durch den unterlassen Bodeneingriff bei der Bodenbearbeitung
  • eine bessere Bodenstruktur durch die höhere biologische Vielfalt
  • Umweltaspekte, wie zum Beispiel die Verminderung von Erosion und die Verminderung der unproduktiven Verdunstung durch die Mulchauflage
  • Bestände überstehen Trockenphasen (z.B. Frühjahrstrockenheit) wesentlich besser aufgrund der konservierten Bodenfeuchte

 

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Barrieren

Die Skepsis gegenüber der Direktsaat ist unter den Landwirten höher als bei der konservierenden Bodenbearbeitung. Als Hinderungsgründe und Bedenken werden häufig geäußert:
 
 
Erhöhter Pflanzenschutzmittelaufwand
 
Ähnlich wie bei konservierender Bodenbearbeitung ist der Pflanzenschutzmittelaufwand nicht höher als bei konservierender bzw. herkömmlicher Bodenbearbeitung. Lediglich das “Brechen der Grünen Brücke”, also die Beseitigung von gekeimten bzw. aufgelaufenen Unkräutern und Ungräsern sowie Ausfallgetreide oder -raps, erfordert im Einzelfall den Totalherbizideinsatz, da dies zur Zeit in vielen Situationen nur chemisch ausreichenden Erfolg zusichert.

Durch den Anbau von Zwischenfrüchten können Unkräuter, Ungräser sowie Ausfallgetreide usw. wirksam unterdrückt werden. Auch kann durch geschickte Gestaltung der Fruchtfolge das Problem der Unkräuter und Ungräser in der Kultur geklärt werden.
 
Generell bringt die unterlassene Bodenbearbeitung auch weniger Ausfallgetreide bzw. Unkräuter/Ungräser zum keimen. Lediglich Lichtkeimer, wie zum Beispiel die Trespe oder der Ackerfuchsschwanz profitieren davon, weshalb gerade hier eine geschickt gewählte Fruchtfolge mit regelmäßigem Wechsel von Winter- und Sommerung und ein regelmäßiger Fruchtwechsel Getreide zu Blattfrüchten ackerbaulich dem Problem effektiv entgegenwirkt.
 
 
Verminderte Mineralisierung von Nährstoffen
 
Durch die unterlassene Bodenbearbeitung mineralisieren im Boden gebundene Nährstoffe nur langsam. Dadurch fehlt es den Kulturpflanzen oft an entsprechender Nachlieferung der Nährstoffe aus dem Boden.
Das eigentliche Problem ist jedoch, dass unsere heutigen Kulturpflanzen an den “Luxuskonsum” mit Nährstoffen in pflanzenverfügbarer Form gewöhnt sind. Die stetige langsame Nachlieferung aus dem Boden benötigen unsere Kulturpflanzen nur noch in untergeordnetem Maße. Dies bringt bekannte Probleme wie erhöhte Anfälligkeit gegenüber Krankheiten, geringe Trockenheitstoleranz bis hin zu verminderter Standfestigkeit  mit sich. 

Unsere Kulturpflanzen sind jedoch in der Lage, den zwar langsam aber stetigen Fluss an mineralisierten Nährstoffen aus dem Boden sehr gut in Ertrag umzuwandeln. Durch die langsamere Aufnahme der Nährstoffe sind die Pflanzen oftmals gesünder und widerstandfähiger und überstehen Trockenperioden länger als im “Überfluss ernährte” Pflanzen.
Mittlerweile gibt es Düngeverfahren, die diesen Effekt nutzen und den Pflanzen die Nährstoffe in gebundener Form vorlegen, wie zum Beispiel die ammoniumbetonte Stickstoffdüngung statt einer Nitratstickstoffdüngung. Der Dünger wird dabei in den wurzelnahen Raum der Pflanzen appliziert, um die Nachlieferung aus dem Boden zu unterstützen.
 
 
Probleme mit Ackerschnecken und Mäusen
 
Ähnlich wie bei der konservierenden Bodenbearbeitung kann das Auftreten von Ackerschnecken nachweislich nicht der Direktsaat zugeschrieben werden. 
Wichtigster Punkt der Bekämpfungsstrategie der Ackerschnecken ist, neben der Beseitigung von Hohlräumen (z.B. durch das Walzen nach der Aussaat) und dem Einsatz von Molluskiziden (z.B. Schneckenkorn), die Fruchtfolge (Wechsel zwischen Winter- und Sommerungen).
Mäuseschäden sind ebenfalls kein alleiniges Problem der Direktsaat. Faktoren wie die Vermeidung von Lagergetreide sowie eine ausreichende Strohverteilung bei der Ernte spielen eine viel größere Rolle und können Ursache für Feldmausplagen sein. Außerdem ist unabhängig von der Bodenbearbeitung periodisch mit einem Ansteigen der Mäusepopulation in einem Zyklus von mehreren Jahren zu rechnen (sog. Mäusejahre).
Das Mulchen bzw. die konsequente Pflege von begrünten Ackerrandstreifen sorgt dafür, dass sich dort die Mäuse nicht zu stark vermehren und in Ackerflächen einwandern.
 
 
Böden verdichten sich sehr stark
 
Durch die unterlassene Bodenbearbeitung kommt es tatsächlich zu einer noch höheren Dichtlagerung der Böden bei Direktsaat.
Diese Dichtlagerung ist jedoch nicht negativ zu beurteilen.
Wichtigstes Indiz für diese Aussage sind das Wurzel- und Pflanzenwachstum und die Ernteerträge bei Direktsaat. Durch die unterlassene Bodenbearbeitung und den nur geringen Eingriff bei der Saat in den Boden wird das Bodenleben weniger gestört und kann sich entsprechend vermehren. Die höhere biologische Vielfalt im Boden sorgt für eine effektive Durchlüftung der Böden. Untersuchungen haben ergeben, dass Regenwürmer in Direktsaatböden deutlich tiefer vorzufinden sind, wodurch Sauerstoff durch die Regenwurmgänge in größere Tiefen vordringen kann, als wie das in gepflügten Böden der Fall ist. Dadurch kann sich das Wurzelwachstum deutlich besser entwickeln.
Die Mulchschicht, die sich an der Oberfläche anreichert, wirkt nicht nur gegenüber Niederschlagsereignissen als Schutz des Bodens. Sie sorgt auch für eine Art Schutzschicht gegenüber Bodenverdichtungen beim Befahren der Böden. 
 
 
Fehlende Erwärmung der Böden im Frühjahr
 
Tatsächlich erfolgt die Erwärmung der Böden im Frühjahr ohne Bodenbearbeitung langsamer. Gerade für Sommerungen, wie Sommergetreide, Mais oder Zuckerrüben ein Problem. Doch meist zeigen die Kulturpflanzen einen langsameren Aufgang, den sie im Laufe der Vegetationsperiode durchaus wieder aufholen können.